Hallo
und willkommen im bösen Blog
und zu einer neuen Folge von Finanzen und Diskrepanzen mit Herrn 95%.
Heute unter dem Motto: Gerechte Kostenverteilung???
Aus aktuellem Anlass wirft Herr 95% einmal einen genaueren Blick auf die
Praxisgebühr.
Sie wurde 2004 eingeführt um die gesetzlichen Krankenkassen zu stützen, bzw. um
einen
"verantwortlicheren Umgang" der Versicherten mit Überweisungen und eine
Reduzierung der Kosten durch
"Bagatellfälle" zu erreichen, wird aber für diesen Zweck inzwischen gar nicht
mehr benötigt.
Die gesetzlichen Krankenkassen sitzen zum Jahresende 2012 auf satten
Überschüssen.
Dazu stellt Herr 95% einmal eine kurze Rechnung an.
Angenommen, dass von den
70.000.000 gesetzlich Versicherten, nur die Hälfte, also 35.000.000 einmal
im Quartal zu einem Arzt ODER Zahnarzt geht, dann sind das im 1/4 Jahr 350 Millionen
Euro Praxisgebühr!
(die Praxisgebühr für Zahnärzte existiert parallel zur Praxisgebühr für alle
anderen ärztlichen Leistungen)
Also ergibt sich, auf ein Jahr gerechnet, eine finanzielle Belastung der
gesetzlich Krankenversicherten hier im Land
von 1,4 Milliarden Euro
(1.400.000.000)!
Wie viele Mütter müssen aber vor und nach der Geburt, also über einen längeren
Zeitraum, immer wieder zum
Arzt?
Genau wie ältere Menschen oder chronisch Kranke häufiger medizinischer
Versorgung bedürfen.
Da findet Herr 95% seine Schätzung noch recht vorsichtig. Zumal er dabei die
Zuzahlung für Medikamente, für
Intensivzahnpflege- bzw. Zahnersatz oder Therapien noch außer Acht lässt.
Ebenso
wie die Budgetierung der
Kassenärzte.
Denn auch als
ALG-II-Empfänger muss Herr 95% die Praxisgebühr und Zuzahlungen zu
Medikamenten leisten,
solange diese 10% seiner "Einkünfte", also i.d.F. 38,20 monatlich, nicht
übersteigen.
Erst dann bekäme er eine
Befreiung von weiteren Zuzahlungen.
Viele Versicherte haben durchaus auch auf Kosten ihrer Gesundheit keinen Arzt
aufgesucht, um diese 10 Euro zu
sparen - oder weil sie sie einfach nicht hatten.
Trotzdem bleibt sie bestehen. Jüngsten Veröffentlichungen zufolge soll sie nun
zum 01.01.2013 der Geschichte
überlassen werden. Die Kosten tragen, zumindest vorerst und bis dahin, weiter die
Versicherten in den
GKV
(Gesetzliche Krankenversicherungen).
Die Unionsparteien und die FDP haben am 04.11.2012 eine
Abschaffung der Praxisgebühr zum 01.01.2013*
beschlossen. Ob auch rechtzeitig ein entsprechender rechtlicher Hintergrund
geschaffen wird, vor dem die
Abschaffung tatsächlich geregelt ist, will Herr 95% solange bezweifeln, bis es
im Fernsehen und den Zeitungen
bekannt gegeben wird.
Zum einen gab es in der Vergangenheit diverse Vorstöße dieser Art, die alle ins
Leere liefen.
Zum anderen gibt es leider noch immer einige politische Schwergewichte,
wie den Arbeitgeberpräsidenten
Dieter Hundt,
denen diese Pläne nicht genehm sind.
Zitat aus dem *Spiegel-Online-Artikel
zum Thema: "Wer
die Staatsfinanzen wirkungsvoll sanieren und mehr Netto
vom Brutto schaffen will, darf keine neuen Wohltaten verteilen."
Eine Aussage, die an Arroganz kaum zu überbieten ist. Die Abschaffung einer
zusätzlichen Belastung aller
gesetzlich versicherten Arbeitnehmer und auch der Arbeitslosen, wird hier ganz
ungeniert als "Wohltat"
dargestellt!
Wir bekommen nichts dazu, uns wird nur ein Teilchen der staatlich
verordneten finanziellen Belastung
genommen.
Einen privat versicherten
Patienten
betrifft das nicht ansatzweise!
Und das sind eben auch all diejenigen, die über unser Schicksal entscheiden.
Denn wer selbstständig ist, bzw. es sich leisten kann seine Gesundheit privat zu
versichern, der wird sich nicht freiwillig
bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern.
Wer bei einer
PKV
(Private Krankenversicherung) versichert ist, also seine Gesundheitsversorgung geltendem
Recht folgend privat
versichern darf, der wird kaum die
von den Kassen getragenen medizinischen Standardleistungen,
einer bedarfsgerechten
Versorgung vorziehen.
Dazu jedoch, dass weiß Herr 95% auch, haben viele Selbstständige trotz all ihrer
Anstrengungen nicht das Geld.
Dem "kleinen Selbstständigen" geht es oft kaum besser, als einem "kleinen
Arbeiter oder Angestellten".
Damit fällt auch die "freie
Wahl des Arztes" als reine Theorie unter den Tisch.
Ärzte die nur Privatpatienten behandeln,
kommen
für einen "Kassenpatienten"
nun mal nicht in Frage.
Nun fand er unter
www.online-pkv.de auch dieses, Zitat:
"Beitragsbemessungsgrenze
Diese “Zahl” bezeichnet die Höhe des Einkommens, bis zu der die Beitragspflicht
für
die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung besteht.
Einkünfte darüber werden nicht mehr mit einem Beitrag belegt.
Im Jahr 2012 lag diese bei 45.900 EUR (3.825 EUR monatlich). Für das Jahr 2013 ERHÖHT sich diese
Grenze
um 1.350 EUR jährlich auf 47.250 EUR (monatlich 3.937,50).
Damit steigt diese um 2,94% im Vergleich zur
Vorjahresgrenze. Dieses führt zu
einer Erhöhung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenkassen (GKV).
Auch von 2011 zu 2012 gab es die
gleiche absolute Erhöhung von 1.350 EUR."
Aktuell liegt der
Beitragssatz zur GKV bei 15,50%. Wer als privat Versicherter durch sein Einkommen unter die
beschriebene Grenze fällt,
gehört auch nicht länger dem elitären Kreis der privat Versicherten an, er/sie
muss zurück
in die GKV.
Allerdings stößt der Beitragssatz von 15,5% an eine Grenze.
Und das ist bei Kinderlosen die Marke von 3937,50 Euro Bruttoeinkommen mit einem
GKV-Beitrag von 610,31 Euro.
Wer mehr verdient, und zwar ganz egal wie viel, zahlt 2013 immer nur maximal
610,31 Euro.
Weiter gerechnet sieht das dann bei Herrn 95% so aus:
Brutto | % vom Brutto |
3937,5 | 15,5 |
4500 | 13,56 |
5000 | 12,21 |
5500 | 11,10 |
6000 | 10,17 |
7000 | 8,72 |
8000 | 7,63 |
9000 | 6,78 |
10000 | 6,10 |
Und er stellt fest: Je mehr man verdient, desto günstiger wird die GKV!
Wer ein üppiges Einkommen hat, muss bei steigendem Verdienst immer weniger zur
Leistungsfähigkeit und
Stabilität der Versichertengemeinschaft beitragen. Und kann sich private
Zusatzleistungen versichern lassen.
Herr 95% versteht die Welt nicht mehr.
Und auch nicht, warum er sich ein solches
System so lange als sozial
gerecht oder gar ausgewogen hat
verkaufen lassen.
Doch wenn es um die gerechte Kostenverteilung geht, dann fallen Herrn 95% noch einige andere Beispiele ein.
In einem
Artikel vom 12.12.2012 berichtete "die Welt"
über eine Marktforschungsanalyse zur Entwicklung der
Kaufkraft in Deutschland für 2013. Dieser Artikel zeigt das
Gefälle bzgl. der Einkommen im Land.
Außerdem finden sich unter dem Artikel, 13 grafisch aufbereitete Statistiken,
denen zufolge z.B. das
Durchschnittseinkommen in Berlin bei knapp über 40.000 Euro jährlich liegt.
Das ist so verlogen, dass Herrn 95% die Worte fehlen.
Statistiken
sind ohnehin immer reine Ansichtssache - wenn der Betrachter denn nur versteht,
dass mit beinahe
jeder Statistik auch ein bestimmter Zweck verfolgt wird. Ein jährliches Durchschnittseinkommen von 40.000 Euro
bedeutet ein
monatliches Brutto von 3333,33 Euro.
Das wären für kinderlose Alleinstehende knapp 2000 Euro
Netto im Monat.
In der Realität verbuchen am Monatsende einige wenige so viel dazu, das es
reichen würde, um ganzen Straßenzügen
voller Menschen ein Leben zu ermöglichen, von dem die meisten träumen - und das
sich diese wenigen kaum vorstellen
wollen, weil es an ihren Ansprüchen gemessen noch immer primitiv wäre.
Die vielen kleinen Verkäufer und Angestellten z.B. im
Handel, in der Produktion, in der
Gastronomie, dem
Handwerk wie z.B. beim Friseur o.ä., verdienen ganz sicher
beim Brutto weder 3333,33 Euro im Monat,
noch
2222,22 - sondern weit weniger. Und das trifft damit auf eine Vielzahl von
Berufstätigen zu.
Auf zu viele, die trotz Vollbeschäftigung und geringen Ansprüchen, mit ihrem
Geld kaum über die Runden kommen.
Unterschiede bei den Einkommen sind ein Stück weit vertretbar und schon immer üblich gewesen. Auch Größere.
Die hohen Einkommen der "Figuren", die oft weit mehr bekommen als sie
tatsächlich verdienen, verbiegen aber nun
die Basis, an der sich dann jede Bemessung und Berechnung orientiert, die Politiker und
Lobbyisten anstellen!
Z.B. wenn es wieder einmal um die Frage geht, welche finanziellen Belastungen
man der Bevölkerung noch zumuten
kann! Ob es nun die Haushaltspauschale ist, oder steigende Strompreise. Oder ob
man der Inflationsrate wieder einmal
Preiserhöhungen anlasten darf (ohne das die Realeinkommen einen Ausgleich für
die Mehrkosten hergeben würden).
Die Einführung der Elektronischen
Gesundheitskarte (eGK) mit biometrischem Foto, also der neuen Chipkarte der
Krankenkassen, ist ein weiterer Kostenfaktor. Herr 95% recherchiert dazu einmal
den anzunehmenden Vorteil
für die Staatskassen. Biometrische Fotos sind zwar bei den Kassen noch keine
Pflicht, ob man aber noch "normale"
bekommt ist unklar. Egal wie, jeder gesetzlich Versicherte benötigt ein
Passfoto.
Zu einem durchschnittlichen Preis von z.B. 10 Euro erhält der Pflichtversicherte
einen 6er-Satz
biometrische
Passfotos (die man ja
nicht einzeln bekommt).
Davon nimmt Herr 95% jetzt 19% - die Märchen, äh Verzeihung, die Mehrwertsteuer,
also 1,90 Euro.
Diese 1,90 Euro multipliziert er mit den
70.000.000 Bürgern die gesetzlich krankenversichert sind.
Das sind, zugegeben, nur im besten Fall, für alle Chipkarten zusammen, mit diesem, der Rechnung zugrunde
liegenden durchschnittlichen Preis,
133.000.000 Euro Mehrwertsteuer. Steuereinnahmen nur für die Fotos.
Die könnte der Staat, hier vertreten durch das Bundesfinanzministerium, an den
Fotos für die Einführung der
neuen Karten einnehmen. Wie gesagt, nur im besten Fall aber wie viele Leute
haben denn Passfotos mal eben
so herumliegen?
Die lässt man a) machen wenn man sie braucht und b) wird man, wenn man nicht wie
Cliff Richard 40 Jahre keine
äußerlichen Veränderungen erleiden muss, ab und zu auch aktuelle Fotos brauchen.
Wir werden alle älter... Also kann mit Bedarf gerechnet werden.
Wenn eine Firma den entsprechenden Politikern eine Geschäftsidee nur richtig
verkaufen kann, dann stellt sich
auch nicht mehr die Frage, ob Herr 95% sich nicht auch mit
seinem Personalausweis bei seinem
Arzt legitimieren könnte.
Bezahlen müssen den Spaß, den uns ein weiteres Mal Lobbyisten aufgehalst haben, einmal mehr diejenigen,
die jeden Tag für ihr Geld arbeiten müssen oder sowieso keines
haben.
Denn der Staat verdient an den Neuerungen kräftig mit.
Hier einmal abgesehen von dem Nutzen von noch mehr fragwürdiger Kontrolle; dazu
an anderer Stelle mehr.
Herr 95% war etwas verunsichert, auch weil seine Krankenkasse ihm
schriftlich mitgeteilt hatte, dass
ihm u.U. Nachteile bei der medizinischen Versorgung entstehen könnten, wenn er
nicht rechtzeitig auf die neue
Karte wechselt.
Bei einem Anruf bei seiner Krankenkasse erfuhr Herr 95%, dass die
Einführung der eGK erst zu 2014
flächendeckend
beendet sein soll. Und damit ist klar, dass der
Staat die Krankenkassen zu dieser
Information der Versicherten auch
deshalb verpflichtet, um so den Wechsel zu beschleunigen.
Klar, denkt er
sich. Das Geld soll ja sicher alsbald
reinkommen, weil die Einnahmen bestimmt schon wieder irgendwo
für Ausgaben
verplant sind.
Zu dieser illustren Runde von "Spendern" gehören in dem Fall auch die Ärzte und
Krankenhäuser. Die müssen für
die neue Chipkarte auch neue Lesegeräte anschaffen. Je nach Ausführung, also
z.B. mit dem Unterschied zwischen
einem Mobilgerät mit SIM-Karte und einem stationären Lesegerät werden zwischen
500 und 3000 Euro fällig.
Die Hersteller profitieren mit dem Lizenzhalter.
Für weitere Kosten in der Kategorie "Ausweisdokumente"
ist bereits gesorgt. Dabei zeigen die "Erfinder der neuen
Kostenquellen" scheinbar auch Einsicht in die Kostenproblematik bei den Bürgern.
Es wird aber
im gleichen Zug wohl formuliert
dagegen gehaltenen und die Notwendigkeit der Gebühren für die neuen
Dokumente
finanzpolitisch plausibel erklärt.
Tatsächlich geht es schlicht darum, immer mal wieder neue Produkte auf den
"staatlichen Markt" zu werfen,
diese dem Bürger als notwendige Maßnahmen gegen Missbrauch, Fälschung oder zur
Sicherheit der Gesellschaft
aufzuzwingen, um ihn in der Folge für etwas zur Kasse bitten zu können, dass er
eigentlich gar nicht haben will.
Das dort von
"Gebührentatbeständen" die Rede ist,
hat für Herrn 95% nichts belustigendes mehr.
Er empfindet den Verkauf von behördlich vorgeschriebenen Personaldokumenten,
durch bereits von ihm bezahlte
Beamte
in staatlichen Verkaufsstellen, zu diesen Preisen, wie einen rechtlich
legitimierten Griff in sein Portemonnaie.
Es geht nur ums Geld. Irgendwo muss es ja herkommen, am einfachsten holt man es,
wie beim Angeln, aus der Masse.
Herr 95% überlegt sich, dass es ihm finanziell überaus rosig ginge, wenn jeder
Deutsche ihm nur 50 Cent auf
sein Konto einzahlen würde... ach, 10 Cent würden ihm ja schon reichen.
Und warum der Staat bei der Euroeinführung keine Tauschpauschale berechnen ließ,
versteht er bei der Findigkeit
in der Erschließung neuer Fördergelder für den Staat, dann auch nicht. Herr 95%
ist sich sicher, dass die klugen
Köpfe im Bundesfinanzministerium
da geschlafen haben müssen,
wenn sogar ihm eine solche Idee kommt.
Herr 95% denkt sich, dass es doch merkwürdig ist, dass man ab einem gewissen
Einkommen, im Verhältnis zu
einem Großteil der Gesellschaft, immer weniger zum finanziellen Wohl dieser
beitragen muss.
Wie z.B. die Stromkonzerne und andere Großunternehmen, die auf Kosten der
Bevölkerung ohne Alternative
finanziell entlastet werden.
Aber auch der Staatsapparat will mit großzügigen Zuwendungen aus der Bevölkerung
am Laufen gehalten werden.
Ob es nun Ausgaben für Regierungsgebäude sind (die für gewöhnlich nicht von
Innenarchitekten aus Sparta
gestaltet werden), oder die Gehälter seiner Mitarbeiter. Die Bundesrepublik
Deutschland ist eine Firma, oder
genauer gesagt, sie betreibt, vertreten durch das Bundesministerium der
Finanzen, eine GmbH.
Die Bundesrepublik
Deutschland – Finanzagentur GmbH die, kurz gesagt, die Bankgeschäfte des
Staates erledigt.
Da der Staat seinen Etat aber nicht nur mit Anleihen und Krediten bestreiten
kann, muss der Bürger Steuern
zahlen.
Wenn man von der allgemeinen Versorgung, der Infrastruktur und dem Schutz
ausgeht, die der Staat dem Bürger
für die Steuern bietet, dann sind diese eine logische und unerlässliche
Grundlage einer zivilisierten menschlichen
Gemeinschaft.
Wie das Steuersystem dann aber real praktiziert wird, ist eine ganz andere
Sache.
Gregor Gysi hat in einer
Rede vor dem Bundestag,
auch die gravierendsten Ungerechtigkeiten gegenüber der
finanzschwachen Masse der Bevölkerung beim Namen genannt (neben Ausführungen zur
verlogenen Atomlobby
und ihrer gesetzlich geregelten Einnahmen).
Er listet aber nicht einfach nur Fakten auf, er liefert auch Lösungen, die ganz
klar im Rahmen unserer Verfassung
liegen. JEDER Gegner linker Finanz- und Sozialpolitik sollte sich die Vorwürfe
und Alternativen einmal genau anhören
und sich ernsthaft und ohne Selbstbetrug fragen, ob die Umsetzung seiner
Vorschläge tatsächlich ein Schritt in den
Sozialismus wäre - oder einfach nur die Gerechtigkeit, die dem Volk zusteht.
Theoretisch könnte man alles
versteuern. Die Mehrwertsteuer z.B. zahlt ja nicht der Hersteller einer
Ware,
sondern der Käufer. Der Hersteller wird dadurch in seinem Schaffen nicht
behindert, und dem Käufer steht es frei,
ob er sein Geld ausgibt oder nicht. Aber es gibt Dinge, die wir
brauchen.
Unser Grundbedarf an Nahrung,
ein Dach über'm Kopf und nach Möglichkeit auch noch ein Bett zum schlafen.
Lebensmittel werden aktuell mit 7% Mehrwertsteuer belegt. Beinahe alles andere
wird mit 19% versteuert.
Herr 95% findet das ganz logisch, denn 20% klingt gleich ganz anders. Aber was macht
das 1 % noch aus?
Er rechnet kurz nach, was seine Wohnungseinrichtung ohne Mehrwertsteuer gekostet
hätte.
Von dem Geld das
er dabei gespart hätte, wäre seinerzeit ein toller Urlaub drin gewesen.
Aber es ist nicht allein die Mehrwertsteuer, die zusammen mit der Lohnsteuer
einen guten Teil unseres
Bruttoeinkommens wie auch vom Netto verschlingt.
Es gibt einiges, wofür wir mehrfach Steuern bezahlen.
Wer z.B.
rein privat ein Kraftfahrzeug
betreibt, zahlt eigentlich ständig
für alles mögliche Steuern, die nicht absetzbar sind.
Es beginnt mit der Kfz-Steuer, deren Beitreibung
heute weniger auf Vertrauensbasis beruht
als es früher der Fall war.
Die Kfz-Steuer wird inzwischen bei der Erstanmeldung
eines Fahrzeuges sofort fällig.
Die nächste Voraussetzung für die Zulassung ist eine
Kfz-Haftpflichtversicherung. Für diese werden dann kurzfristig
die Versicherungssteuer und einmal mehr die Mehrwertsteuer fällig.
Die Mehrwertsteuer, die beim Erwerb des Nummernschildes fällig wird, ist dabei
eine einzelne Erdnuss...
wie auch die Gebühren für die Papiere, also die Erteilung der Zulassung.
So wie die erste Tankfüllung verbraucht ist, wird die Mineralölsteuer fällig.
Die, wie wir alle wissen, einen Großteil
des Literpreises beim Benzin ausmacht. Auch hier treffen wir an der Kasse wieder
auf unsere stete Begleiterin,
die Mehrwertsteuer. Auch wenn neue Reifen fällig werden oder andere
Erhaltungsmaßnahmen, bzw. der TÜV-Termin
vor der Tür steht.
Was würde aus diesem Land werden, wenn jeder der ein Fahrzeug besitzt, dieses
zwei Wochen nicht benutzen würde?
Bei einem
Benzinverbrauch <--2006
von heute immer noch weit über 100.000.000 Litern TÄGLICH allein in Deutschland,
müsste die Bank den Jackpot auszahlen. Quasi. Nämlich in der Bilanz.
Oder wenn die Bevölkerung von heute auf morgen 2 Wochen lang, geschlossen nur noch
Lebensmittel und
Hygieneartikel kaufen
würde? Herr 95% kann sich nicht vorstellen, dass so etwas passieren könnte.
Andere meinen zu wissen, dass so etwas nicht passieren wird.
^ Weil es immer genug Leute geben
wird, die sich daran nicht beteiligen
würden.
Und so kann sich das Rad ohne Reibwiderstand in alle Ewigkeit
weiterdrehen. Glauben sie.
Oder, was Herr 95% für genauso unwahrscheinlich hält, das alle mal 14 Tage lang
ihren Fernseher aus lassen.
Denn ihn überkam gerade ein ganz neuer Gedanke als er sich das vorstellte.
Die Praxisgebühr wird abgeschafft. Das ist ja für die kommenden Wahlkämpfe ein
klasse Programmpunkt findet er.
Gleichzeitig beschert uns der Staat mit der nächsten
Strompreiserhöhung neue Kosten.
Darüber hatte sich Herr
95% im
Blog_Geld schon den Kopf
zerbrochen, daher hier nur ein kurzer Ausflug in die
Geschichte heimischer Steckdosen und Lichtschalter.
Jahrelang wurde uns gepredigt, dass wir alle im Interesse der Umwelt Strom
sparen müssen.
Damit waren aber nur die privaten Haushalte gemeint.
Denn die sollten - wieder einmal - ihr Geld in neue energiesparende Leuchten und
Haushaltsgeräte investieren.
Und je mehr Strom in den Haushalten eingespart wurde, desto teurer wurde der
Strom über die Jahre.
Die Stromerzeuger wollten nicht mit den rückläufigen Einnahmen leben, von denen
Wirtschaft und Steuereinnahmen
gleichzeitig profitierten. Bezahlt wurde dieses "neue Umweltbewusstsein", dass uns
die Medien eingepflanzt haben, von
jedem
Einzelnen der Geld dafür ausgegeben hat. Also einmal mehr von der Masse.
Und weil man auf einem Bein nicht stehen kann, so sagt sich Herr 95%, kommt ab
01.01.2013 die
Haushaltspauschale
auf jeden Haushalt zu.
Jetzt gehen nicht mehr die Außendienstler der
GEZ auf die Jagd nach
Schwarzsehern. Jetzt bezahlt jeder Haushalt
eine Gebühr von monatlich 17,98. Sozial ausgewogen, zahlt jeder den gleichen
Beitrag, ob arm ob reich sind hier mal alle
gleich. Und das garantiert bis 2015, danach wird die Höhe der Gebühr neu
verhandelt.
"Wofür?" Fragte ihn kürzlich ein Nachbar im Treppenhaus.
Na für Fernsehen und Radio, hat er ihm erklärt. Und auch, dass damit Computer
und Handies/Smartphones gemeint
sind. Weil mit denen ja rein theoretisch auch beides möglich ist.
Herr 95% wollte nicht unangenehm auffallen. Eigentlich sieht er das ganz anders.
Die Praxisgebühr soll also zum 01.01.2013 wegfallen, wie er ja gehört hat.
Das bedeutet, dass im Grunde jeder im Quartal 20 Euro mehr zur Verfügung hat.
(Natürlich vorausgesetzt man würde das Geld für Arzt- und Zahnarztbesuch "auf den Kopf
hauen".)
Da sind, rein wirtschaftlich betrachtet, Ressourcen frei geworden, die es zu
erschließen gilt!
Bei dem derzeitigen wirtschaftspolitischen Kurs unseres Staates, ist es für
Herrn 95% nur eine Frage der Zeit,
bis sich das Rad übernimmt.
Was, so überlegt er, soll denn die Zukunft sein?
Immer mehr Menschen werden "Aufstocker".
Das sind diejenigen, die berufstätig, aber so schlecht bezahlt sind (sei es
wegen der wenigen zu leistenden Stunden
(30-Stunden-Verträge sind bei vielen Arbeitgebern sehr beliebt) oder wegen der
teilweise mickrigen Löhne), dass sie am
Donnerstagnachmittag in einem JobCenter sitzen müssen (es gibt da tatsächlich
eine Sprechzeit für Berufstätige!) um ihr
karges Einkommen mit staatlicher Hilfe auf das Existenzminimum aufzustocken.
Herr 95% fragt sich, wie lange es wohl noch dauert,
bis man als
durchschnittlicher Arbeitnehmer keinen Kredit mehr
bekommt.
Bis es selbst für einen "Normalverdiener", bei den an allen Ecken und
Enden steigenden Kosten, nur noch
für das nackte Überleben reichen wird.
Bis der Tag gekommen ist, an dem der Bürger nicht mehr am Konsum teilhaben
kann, weil ihm die Mittel fehlen.
Bis Kultur in Form von z.B. Oper- oder Theaterbesuch, wegen ihrer Kosten wieder
ausschließlich rein elitären
Kreisen
zugänglich sind.
Bis nur noch "die Reichen" sich ein Auto leisten können, während der Rest der
Bevölkerung im Wohnzimmer
das Repertoire eines Möbel Discounters stehen hat und auf durchgelegenen
Matratzen schläft,
bis immer mehr finanzierte Eigenheime an die Banken zurückfallen,
wie soll der
Bürger dann noch das Geld
aufbringen, dass der Staat in Akten der Barmherzigkeit, unter den
eigenen Armen
zu verteilen pflegt.
Weil der Bürger mit seiner Arbeitskraft nicht mehr das
erwirtschaften kann, was der Staatshaushalt,
bzw. die die seine Zahlen schreiben, erwarten und verlangen.
Wenn wir angesichts der Preise, keine heimischen Produkte mehr kaufen, weil uns
das Geld dazu fehlt.
Auch weil sie
ihrerseits Verbindlichkeiten anderen gegenüber zu erfüllen haben, welche die Masse der Bevölkerung
zwar nicht abgesegnet
hat, aber deswegen nicht weniger
für die Staatsschulden geradestehen muss.
Während, ähnlich wie in Griechenland die Reeder, hierzulande die Hochfinanz aus
dem Kreis der Banken und
andere Wirtschaftsgiganten wie Atomstromerzeuger nicht nur finanziell geschont
werden, sondern gar das Szepter
schwingen. Während z.B. der deutliche Wille des Volkes für eine Wende in der
Energiepolitik (geht es noch deutlicher
als die Wahl eines Grünen zum Ministerpräsidenten des
Wirtschaftswunder-Vorbild-Bundeslandes Baden-Württemberg?)
mit der kommenden Strompreiserhöhung und der klaren Bremspolitik der Regierung
schlicht ignoriert wird.
Obwohl klar ist, dass der nun steigende Strompreis nichts anderes ist, als der
staatlich sanktionierte Tribut der Stromkunden
an die AKW-Betreiber.
Das haben sich viele Steckdosenbesitzer anders
vorgestellt. Zumal es anders geht. Ginge.
Wieder einmal lässt Herr 95% seinen düstersten Fantasien
freien Lauf.
Er fragt sich, warum sich die Politiker und ihre Souffleure überhaupt die Mühe
machen, uns ständig mit
Gesetzesneuregelungen und anderen Ersatzstoffen für die tatsächlichen
Hintergründe zu erklären, warum mal
wieder alles teurer wird, ohne das wir
mehr verdienen. Wir verdienen (effektiv) immer
weniger.
Viel einfacher wäre es doch, wenn abgesehen von den Politikern und den führenden
Industriegrößen (und ihren
Familienangehörigen), alle anderen bei Vollzeitbeschäftigung am Monatsende nur
den Satz der Grundsicherung
ausgezahlt bekämen.
.oO°Keiner hätte noch einen Grund einen anderen zu beklauen weil alle gleich
wenig haben°Oo. Kein Neid, kein Zank.
Und wer nicht arbeiten will, der bekommt nichts.
Dafür das er/sie nichts zum Gemeinschaftswohl beitragen will.
Was wir produzieren geht dann ausschließlich ins Ausland aber der Rubel rollt ja
auch von draußen in die Kassen.
Also zumindest aus den Ländern, die noch Geld haben.
Dem Staat stünde der komplette Bruttolohn Deutschlands abzüglich Grundversorgung
zur Verfügung.